Ob Winterstürme in den USA oder anhaltende Trockenheit in Südeuropa – längst ist das Wetter kein belangloses Smalltalk-Thema mehr, sondern zum entscheidenden Faktor für unsere Energieversorgung geworden. Stromnachfrage und -erzeugung weltweit sind zunehmend wetterabhängig, stellt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Electricity Market Report 2023 fest. „In einer solchen Welt wird es entscheidend sein, die Flexibilität der Stromsysteme zu erhöhen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit und die Widerstandsfähigkeit der Netze zu gewährleisten“, mahnt die Agentur.
Trotz des anhaltenden Wachstums im Jahr 2022 liegt der Anteil der variablen erneuerbaren Energiequellen am gesamten Kraftwerkspark laut IEA weltweit noch unter 25%, in Europa sind es 35%. In Ländern mit einem hohen Anteil an Wind- und Solarstrom machen die volatilen Quellen bereits mehr als 60% der Gesamterzeugungskapazität aus, etwa in Deutschland und Dänemark.
Die Aufgaben wachsen mit der Energiewende
Je höher der Anteil von Wind- und Solarstrom, desto herausfordernder wird es, die volatile Erzeugung auszugleichen. Neben dem Ausbau der Stromnetze braucht es dazu vor allem mehr Speicherkapazitäten und eine Erhöhung nachfrageseitiger Flexibilität. Der Infrastrukturbedarf, den die IEA für ihr Net Zero Emission (NZE) Szenario prognostiziert ist enorm: Die weltweite Kapazität stationärer Batteriespeicher soll sich von heute 108 GWh auf 3.100 GWh im Jahr 2030 vervielfachen, getrieben vor allem durch den zunehmenden Bedarf an Systemflexibilität. Ein noch größeres Flexibilitätspotenzial von 5.500 GWh werden Elektrofahrzeuge mit ihren Batterien darstellen. Auch die Stromnetze müssen bis 2050 massiv ausgebaut werden: Die Übertragungsnetze um 9,5 Mio. km (+186%), die Verteilnetze um 115 Mio. km (knapp 165%). Die durchschnittlichen Netzinvestitionen sollen von 520 Mrd. US-Dollar pro Jahr bis 2030 auf jährlich 1.034 Mrd. US-Dollar zwischen 2031–2050 steigen.
Damit die Energiewende weiter erfolgreich umgesetzt werden kann, ist aber nicht allein die schiere Zahl an Solar- und Windkraftanlagen, Leitungskilometern oder Elektroautos relevant, sondern vor allem ihr intelligente Zusammenwirken. Wie das gelingt, zeigt die EM-Power Europe, eine der vier Fachmessen von The smarter E Europe. Während die Intersolar Europe, die ees Europe und die Power2Drive Europe die Themen Solarenergie, Speicher und Elektromobilität abdecken, geht es auf der EM-Power Europe darum, wie sich die Stromnetze transparenter machen und Engpässe vermeiden lassen. Wie das riesige Flexibilitätspotenzial von Prosumern, Speichern, Elektromobilität oder Wärmepumpen erschlossen werden kann. Und last but not least, wie das Wetter wird. Denn genaue Erzeugungs- und Verbrauchsprognosen werden in Zukunft essentiell für eine zuverlässige Energieversorgung sein.