Italien: zurück im Kreis der Gigawatt-Märkte

Neuigkeiten – 22. Mai 2023 | Sarah Hommel de Mendonça

Dank des Steuererleichterungsprogramms Superbonus 110 und damit einhergehend einer beachtlichen Beschleunigung der Photovoltaik(PV)-Zubau-Geschwindigkeit im Wohnimmobiliensegment für das Jahr 2022 hat Italien seine Bedeutung als einer der größten europäischen PV-Märkte zurückerobert. Mit 2,48 Gigawatt (GW) installierter Jahresleistung platzierte sich das Mittelmeerland auf Rang 6 der größten PV-Märkte Europas; für 2023 und die darauffolgenden Jahre zeichnen sich hohe Wachstumsprognosen mit hervorragenden Chancen für Unternehmen und Investoren gleichermaßen ab.

In den letzten Jahren galt der einst im Jahr 2010 bedeutendste Solarmarkt Europas mit durchschnittlichen Wachstumsraten von nur 500 Megawatt (MW) als Nachzügler. Das jüngste Wachstum im Wohnimmobiliensegment, dass für 87 Prozent der kumulierten Kapazität von 25 GW verantwortlich ist, wurde hauptsächlich durch Superbonus 110 ausgelöst. Die Fördermaßnahme dient der Energieeffizienz (sowie Erdbebensicherheit) von Gebäuden. Sowohl PV-Installationen wie auch Speicher sind in der Subventionsregelung enthalten, die 110 Prozent Steuerabzüge auf die Investitionskosten vorsieht.

Gleichzeitig sind weitere Maßnahmen unabdinglich, damit Italien seine Energie- und Klimaziele erreicht: Bis 2030 möchte das Land 55 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Das hieße für die PV laut des nationalen Energie- und Klimaplans (NECP) eine kumulierte Kapazität von 71,2 GW bis 2030. Trotz des beschleunigten Zubau-Tempos müsste sich die PV-Wachstumsrate des Jahres 2022 zum Erreichen dieser Ziele nun verdreifachen.

Gewerbe, Industrie und PV Power Plants

Um diese Beschleunigung zu erwirken, sehen Branchenexperten für das kommende Jahr vor allem eine Zunahme im Gewerbe- und Industriebereich erforderlich, auf den 2022 28 Prozent resp. 678 MW entfielen. Ein wichtiges Erfordernis zum Wachstum dieses Sektors benennt der italienische Solarverband Italia Solare: Genehmigungsverfahren zum Netzanschluss von PV-Anlagen müssen in Italien stark vereinfacht werden.
Auch PV-Großprojekte sollen künftig stärker gefördert werden, um die Ausbauziele zu erreichen. 571 MW installierte Kapazität fügten PV Power Plants mit einer Leistung über 1 MW 2022 hinzu, was einem jährlichen Anstieg von 467 Prozent entspricht. Dabei hat das Ministerium eigens den VIA-Fast-Track-Ausschuss eingerichtet, um Entscheidungsverfahren schneller voranzutreiben.

Agri-PV in Italien im Kommen

Eine wichtige Anwendung im Zuge des Solarausbaus stellt in Italien Agri-PV da. Es könnten dort Flächen von schätzungsweise 50.000 bis 70.000 Hektar — das entspricht 0,4 bis 0,6 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche — in doppelt genutzte Flächen für Landwirtschaft und Photovoltaik umgewandelt werden. Derzeit befinden sich in Italien Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 19 GW in der Umweltverträglichkeitsprüfung. Auch die EU-Produktionsindustrie zieht es angesichts der optimistischen Marktszenarien in das Land: Derzeit beginnt Solitek mit dem Bau einer Modulfabrik mit einer jährlichen Produktionsleistung von 600 MW mit Fokus auf Lösungen für Agri-PV.

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