Nicht nur Privathaushalte, auch viele Unternehmen möchten nun mit der Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotten ihren ökonomischen Fußabdruck minimieren. Doch wie weit sind wir beim Thema grüner Fuhrpark? Wo sind die größten Hürden? Das und mehr verrät Axel Schäfer, Vorstand vom Bundesverband betriebliche Mobilität.
Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten von Unternehmen schreitet durch die Mobilitätswende voran. Welche Hürden und welche rechtlichen Regelungen gibt es bei dem Thema grüner Fuhrpark und haben Fahrzeugflotten eine Relevanz bei der Verkehrswende?
Eine sehr große sogar. Wenn Unternehmen bei ihrem Fahrzeugpool in die neusten Modelle investieren, kann das sogar eine Leuchtturmwirkung haben. Den Mitarbeitern wird das Fahren eines Elektrofahrzeugs ermöglicht und sogar schmackhaft gemacht. Aber das Thema Mobilität an sich stellt eine große Bedeutung dar, denn die Einstellung der Menschen hierzu hat sich geändert. Um die Verkehrswende im Gesamten voran zu bringen darf nicht mehr nur das Thema Auto im Fokus stehen.
Wie hoch ist denn der Anteil von Elektroautos in Flotten?
Mittlerweile liegt der Marktanteil von rein elektrisch betrieben Firmenfahrzeugen bei 19,9 %. Die Zulassungszahlen sind gewaltig gestiegen und damit treiben diese Flottenfahrzeuge den Fahrzeugmarkt stark an. Die Entwicklungen sind positiv auch wenn es einige Dämpfer gibt, wie zum Beispiel die auslaufende Förderung, die Firmen daran hindern könnten in den Ausbau des elektrischen Fahrzeugpools zu investieren.
Ist der Aspekt Ladethematik nicht auch ein Punkt in dieser Überlegung?
Nicht nur dieses Thema spielt beim Flottenausbau eine Rolle. Das betriebliche Flottenmanagement muss zum Beispiel durch eine Mobilitäts-Bedarfs-Analyse die wirklichen Bedarfe eines Unternehmens benennen. Dabei werden die verschiedenen Nutzer ermittelt und deren Fahrprofile ausgewertet. Es ist ein hochkomplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die in die Überlegungen mit einbezogen werden müssen um einen möglichst sinnvollen und effektiven Fuhrpark für ein Unternehmen zusammen zu stellen. Aus diesem Grund bieten wir vom Bundesverband Betriebliche Mobilität einen Onlinekurs für betriebliches Mobilitätsmanagement für Elektroflotten an.
Diese Analyse führt ja auch zu einer Auswahl an Fahrzeugen. Gibt es denn schon genügend Auswahl an verschiedenen Fahrzeugmodellen um eine Flotte sinnvoll zu planen? Im Bereich der Transportfahrzeuge ist die Auswahl zum Beispiel sehr beschränkt.
Tatsächlich gibt es hier noch einige Lücken. Bei den Transportfahrzeugen sehen wir inzwischen eine Verbesserung, aber es werden auch Kombis in den Unternehmen gebraucht, und da stehen noch nicht viele Modelle zur Auswahl. Viele Marken kommen aus dem Ausland und hier kann noch keine Aussage getroffen werden, in wie weit sich diese Marken bei uns etablieren und in einem Unternehmen funktionieren. Bei den Kleinwägen, den unteren Mittelklasse- und Mittelklassefahrzeugen sind Modelle noch nicht durchgängig verfügbar. Erschwert wird das Ganze im Moment durch die bestehende Lieferproblematik. Dadurch ist eine vernünftige Planung des Fuhrparks eine heikle Angelegenheit. Aber eine automobile Geschichte von nahezu 300 Jahren kann man nicht innerhalb von kurzer Zeit auf den Kopf stellen und verändern. Das Thema Elektromobilität ist eingebettet in das Gesamtpaket der Nachhaltigkeit. Daher empfehle ich, das Machbare zu tun und nicht zu ignorieren. Die Entwicklungen verfolgen und nicht verschlafen. Nichts tun wäre falsch. Mobilität und Elektromobilität ist und bleibt ein wesentlicher Bestandteil und hat eine entsprechende Bedeutung.
Überall sichtbare Flotten wie Taxis, Polizei oder Krankenwägen könnten eine Art Vorbildfunktion haben. Das Signal wäre ein Großes, wenn man hier auf Elektromobilität umsteigt, würden die Menschen noch mehr auf die Elektromobilität vertrauen, oder etwa nicht?
Hier sind die Reichweite und Ladezeiten ein Out-Kriterium. Bei Taxis würde der Umstieg wahrscheinlich sehr zögerlich erfolgen, denn die Fahrstrecken sind schwer zu planen oder die Fahrgäste haben es eilig. Bei Rettungskräften und der Polizei ist die Ladezeit ein absoluter Verhinderer. Diese Fahrzeuge müssen kurzfristig und schnell einsatzbereit sein. Da klappt die Verfolgungsjagd nicht, wenn das Fahrzeug gerade noch geladen werden muss. Beim Thema Beschleunigung und Geschwindigkeit würden sie allerdings punkten. Aber Batterietechnologie und Reichweiten entwickeln sich weiter, und das wird kommen. Wobei ja in einigen städtischen Segmenten Ordnungsdienste schon elektrisch fahren. In Köln beispielsweise gibt es eine Fahrradpolizei.
Welche Maßnahmen wären denn nötig, um die Elektrifizierung von Flotten voran zu treiben?
Zuerst einmal muss eine zuverlässige Lieferbarkeit der Fahrzeuge gewährleistet sein. Dann sollte die Ladeinfrastruktur nicht nur in Ballungszentren, sondern auch in ländlichen Gebieten ausgebaut werden. Bei der Förderung der Elektromobilität müssen klare Leitlinien festgeschrieben werden, an denen sich der Bürger orientieren kann. Und der administrative Aufwand bei ungefähr 240 verschiedenen Ladetarifen muss unbedingt vereinheitlicht werden. Ein großer Punkt ist das Thema Aufklärung um Reichweitenängste zu nehmen und das Potential von Elektroautos deutlich zu machen. Momentan fehlt es aber daran, dass wir Mitarbeitende abholen und mitnehmen auf diesem Weg. Die technischen Diskussionen sind nötig und richtig. Aber um ein sinnvolles Funktionieren aller Verkehrsmittel miteinander zu gewährleisten, müssen auch andere Bereiche wie zum Beispiel der Solaranlagenausbau vorangehen. Und hier wäre dann ein Elektrofahrzeug als Speicher eingesetzt von großem Nutzen.
Welche rechtlichen und auch steuerrechtlichen Regelungen müssen bei dem Betrieb einer elektrischen Fahrzeugflotte beachtet werden?
Da gibt es eine Vielzahl rechtlicher Bestimmungen, die beachtet werden müssen. Angefangen bei den Unfallverhütungsvorschriften über die Einhaltung der Ausstattungsvorschriften, bis hin zum Thema Laden gibt es noch Grauzonen und ungeregelte Bereiche. Auch spielt der Datenschutz eine große Rolle. Die Fahrzeugnutzer werden durch die konstant übermittelten Daten immer transparenter, das kollidiert dann mit den datenschutzrechtlichen Bestimmungen, vor allem wenn mehrere Fahrer auf ein Auto zugreifen können. Im Bereich der Fahrzeugversicherung wird es zu Änderungen kommen, da Elektroautos anders eingestuft werden müssen und die Versicherung somit teurer wird.
Wenn man die Politik in das Thema mit einbezieht: In welchem Bereich wäre sie mehr gefordert - rechtliche Rahmenbedingungen oder Subventionen und Unterstützungsleistungen?
Grundsätzlich ist die Politik gefordert – wenn eine Mobilitätswende gewollt ist – diese komplett durchgängig zu fördern und zu unterstützen. Im Unternehmen ist das ja unabhängig von den Elektrofahrzeugen ein Thema, die verschiedenen Verkehrsmittel zu verwalten und die verschiedenen Besteuerungen zu handhaben. Subventionen für Elektroautos sind ein sinnvoller Anreiz. Der Markt wird sich regulieren und die Fahrzeuge werden günstiger werden durch das sich ausweitende Angebot, so dass irgendwann keine Subvention mehr möglich ist. Wenn aber der Ausbau der Elektromobilität und der Ladeinfrastruktur wirklich vorangeht, muss hier noch viel mehr getan werden bei beiden Themen. Die Schwierigkeit bei der Politik ist, dass zu viele Ressourcen betroffen sind. Das Verkehrsministerium, das Wirtschaftsministerium, das Finanzministerium, unterschiedlichste politische Färbungen innerhalb dieser Konstellation und damit auch sehr unterschiedliche Sichtweisen.
Planbarkeit ist sicherlich eines der wichtigsten Dinge, die die Flotten brauchen?
Eine Planungssicherheit auch hinsichtlich der Kosten die entstehen. Bei allem ökologischen Denken ist ein ökonomisches Denken ebenso erforderlich. Nur wenn Mobilität ökonomisch, ökologisch und sozialverträglich gestaltet wird, gibt es ein gutes Mobilitätsmanagement.
Dieses Interview ist ein Auszug aus einer Folge des The smarter E Podcasts. Das vollständige Interview können Sie hier anhören.